Die Krux am Erwachsensein ist ja, dass man nicht mal von Ferne ahnte, wie jung sich die Älteren fühlen, als man selber noch sehr viel jünger war.
Heute wissen wir: (Fast) genauso wie früher, nur an der Optik hat sich unbestreitbar inzwischen was verändert. Das heißt im Umkehrschluss natürlich eigentlich: Wer Ü50 und auf Sylt ist, der braucht gar keine speziellen Urlaubstipps. Aber das eine oder andere angenehme kleine Geheimnis für Erwachsenere verraten wir Ihnen hier dann doch besonders gerne.
Denn das allerbeste am Älterwerden, und das sagt einem echt selten jemand, sind zwei Umstände.
Erstens der, dass einem endlich sehr bewusst ist, dass man nie wieder so gut aussehen und so jung sein wird wie heute, was ungeheuer entspannen kann.
Und zweitens die Tatsache, dass man wunderbarerweise nicht mehr das Gefühl hat, irgendwo auch nur irgendetwas zu verpassen oder jeden Quatsch mitmachen zu müssen.
Also los. Auf die entspannte Tour. Hier sechs Tipps für alle, die nie wieder nochmal 18 sein wollen. Übrigens sehr subjektiv ausgewählt von einer Fast60jährigen.
Foto: istockphoto/wavebreakmedia
In Ihrem Haar schimmert schon mal das Silber durch, aber Ihr Herz hüpft keck, wenn Sie alle diese blondgesträhnten und salzwassergefärbten, sehr lässigen jungen Insulaner sehen, die für das Surfen geboren zu sein scheinen und für eine perfekte Welle alles stehen und liegenlassen?
Und wenn Sie jetzt weiter denken, schade, das lerne ich leider nie mehr, dann folgt hier unser ultimativer Spaß-Tipp: Melden Sie sich für einen SUP-Kurs an, am besten mit dem besten Freund oder der besten Freundin oder gar einer ganzen Clique.
SUP wird "sssappp" ausgesprochen und steht für das englische "stand-up-paddling", Sie werden also auf dem Wasser auf dem Board stehend genüsslich die West- und Ostküste der Insel auf- und abpaddeln. Irgendwann. Vorher stehen zahlreiche sehr lustige Abgänge vom Brett, ein unglaublich gutes Training für den Gleichgewichtssinn und Ihre Tiefenmuskulatur.
Und am Ende die Erkenntnis: Sie nehmen alles mit, was das Surfen beschert, groooße Momente tiefer Befriedigung, extreme mentale Abstürze, dicke Salzwasserkruste, lustige Treffen mit Seehunden / Schweinswalen, einen Perspektivwechsel. Was Sie auslassen sind dagegen all die Gefahren und die endlosen Jahre des Lernens und Verzweifelns, die das "normale" und sehr anspruchsvolle Wellenreiten verlangt.
Übrigens: Viele Sylter pfeifen auf Englisch und sagen hartnäckig, ich geh' suppen.
Lernen können Sie es hier
Oder hier. Südkap Surfing Hörnum
Oder hier. Syltness Center
Urlaubsstress? Danke, mit uns nicht, aus dem Alter sind wir zum Glück endlich raus. Einfach mal gar nichts vorhaben, einfach nichts verpassen, bummeln, stöbern, treiben und die Dinge auf sich zukommen lassen, das kann das allerschönste Erholungsrezept sein.
Vielleicht schlendern Sie dann ganz zufällig mitten in einen besonders bunten Haufen sehr vergnügter Händler hinein: Der sogenannte "Hausfrauenflohmarkt", längst sind auch einige sehr engagierte Hausmänner dabei, findet in der Saison immer donnerstags ab ungefähr 9 Uhr vor dem Westerländer Rathaus statt und ist eine wahre Fundgrube. Egal, ob Sie den Steiff-Bären entdecken, der Sie durch Ihre Kindertage begleitete oder irgendwo auf einen netten Schnack hängenbleiben über diese Insel, früher, damals und Morgen.
Das ist so unkompliziert und lässig, wie auch das Sportangebot des Westerländer Syltness Centers. Dort gibt es alles, was an Sport gerade so sehr angesagt ist, von Yogilates bis Zumba, von Auspowern bis Tiefenentspannen, ohne große Voranmeldung, ohne komplizierte Mitgliedschaft, einfach Ticket kaufen und im attraktiven Sportraum den schönsten Ausblick genießen, den es je aus einem Sportstudio gab. Denn beim Workout liegt einem hier die Nordsee zu Füßen.
Wer diese Insel liebt, ist von Haus aus beweglich und weiß zu genießen. Da bietet es sich an, laufend allerlei Köstlichkeiten zu konsumieren.
Kulinarische Wanderungen haben sich auf Sylt langsam fest etabliert und wenn das Wetter nicht so richtig mitspielen mag, dann erhöht das den Spaßfaktor sogar noch.
Einer der Pioniere dieser noch relativ jungen Bewegung auf der Insel ist der "Kampener Weinpfad", dessen Schwerpunkt sein Name schon verrät, denn dabei stehen Winzer und Ihre Mitbringsel im Vordergrund, selbstverständlich begleitet von passenden Leckereien in unterschiedlichsten Häusern vom Hotel bis zur Kneipe.
Seit 2014 tourt auch der "Genusspfad Sylt" über die Insel. Mal wird in List essengewandert, mal in Westerland, mal in Keitum. Immer sind dann, genauso wie beim Kampener Weinpfad, relativ viele Einheimische und Zweitwohnsitzer dabei, weil diese Veranstaltungen in der Regel stattfinden, wenn der ganz große Gästeansturm noch etwas auf sich warten lässt oder gerade durch ist. Ideal also, um mal eine ganz andere Seite von Sylt sehr lecker zu entdecken.
Künstler, Literaten und interessante Autoren hat es schon immer auf die Insel gezogen, wegen des besonderen Lichts, wegen der einzigartigen Luft, wegen der respektvollen Ignoranz, mit der die Insulaner Prominenteren begegnen, und vielleicht ein wenig auch aus geselligen Gründen.
An diese Tradition knüpfen mittlerweile diverse Lesereihen an, allen voran der Kampener Literatursommer, der seit über 20 Jahren wochenlang Publikumslieblinge, zeitgenössische Autoren, schreibende Politiker, Wissenschaftler und Literaten in einem ansprechenden Mix ins Dorf lockt.
Längst ausgewachsen ist auch das Lange Literaturwochenende der Privathotels Sylt, das inzwischen fast eine ganze Woche dauert, sicherlich die ambitionierteste "Autorenmischung" des insularen Angebots bietet und immer im November stattfindet. Der "späte" Termin macht es besonders gemütlich, weil dann der Wind um die Hausecken pfeift beim Vorlesen und manchmal sogar ein gemeinsames Menü mit der Autorin oder dem Autor dazugehört.
Unbedingt empfehlenswert sind die wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen der Sölring Foriining im Keitumer Heimatmuseum, immer mit einem starken und spannenden Inselbezug.
Klassikliebhaber sollten außerdem kein Mittwochskonzert in der Keitumer Kirche St. Severin auslassen, egal, ob "Lokalmatador" Alexander Ivanov dran ist oder einer seiner renommierten Gäste.
Theater? Macht die Insel auch gerne, sehr inseltypisch am klassischen Spielort, im samtigen und traditionell gediegenen Alten Kursaal in Westerland, in dem während der Saison wechselnde Ensemble gastieren.
Wer Deutschen Schlager liebt, wer heimlich für Elvis schwärmt, wer La Traviata im Bad mitpfeifen und Shantygesänge grölen kann, wer Belafonte nicht für eine Bananensorte hält, und niemals mit Celentano bezahlen würde, der muss unbedingt im Sommer auf die Westerländer Promenade.
In der Musikmuschel gibt es bis zur vier Mal täglich Konzerte, die unter Umständen einer gewissen Situationskomik nicht entbehren, aber immer an die gute alte Tradition des Kurkonzertes anknüpfen und sehr unterhaltsam sind.
Und manchmal geht es sogar richtig ab, beispielsweise, wenn die "Memories" wieder Elvis Todestag würdigen. Die "Memories" sind sicherlich eine der bestausgestattetsten Combos weltweit und gehen auf eine insulare Schülerband zurück. Zu ihnen gehört nicht nur der bekannteste Qumran-Rollen-Experten als Leadsänger, sondern auch ein Sylter Zahnarzt am Keyboard. Sie sind sind neben den ebenfalls hier regelmäßig auftretenden Shantysängern die wetterfestesten Musiker und wenn dann bei Westwind und Dauerregen plötzlich einige auf der Promenade spontan in Regenjacke Boogie tanzen, dann hat das sehr viel Charme. Wie überhaupt sich hier noch recht uneitel einfach erfreut wird an Gratiskonzerten auf Kurkarte.
Ebenfalls zu den "Memories" gehört übrigens ein irgendwie professionell doch herausstechender Trompeter, der einst von der "Camerata Budapest" aus quasi zur Rockfraktion konvertierte am Saisonende. Die "Camerata" steht für das klassische Moment der Musik mit direktem Wasseranschluss, genauso wie die "Arien am Meer", ein Highlight im Veranstaltungskalender, das früher sogar einige Insulaner in langen Kleidern anrauschen ließ.
Bleibt nur noch die redliche "Holiday Party Band" zu erwähnen, die im Jahr 2018 nach 20 Jahren die Nachfolge der legendären "Romada Singers" angetreten hat, ein schweres Erbe, aber alles deutet daraufhin, es könnte was werden mit den "Neuen".
Führungen sind so unterschiedlich, wie die Menschen, von denen man sich was zeigen und erzählen lässt. Auf Sylt gibt es mittlerweile eine ganze Menge wirklich guter Guides.
Allen voran natürlich Silke von Bremen, sicherlich die mit dem fundiertesten Background, dem Mut und Biss, auch sperrigere und unbequeme Themen (Sylt während der NS-Zeit) aufzugreifen und mit dem größten Bekanntheitsgrad aus Funk und Fernsehen. Legendär: Ihre Living-History-Tournee, die sie schon seit einigen Jahren immer im Sommer in Keitum anzettelt, und obwohl sie jedes Mal schwört, das tut sie sich nie wieder an, hoffen natürlich alle Beteiligten und jeder, der einmal mitwandern konnte, dass sie ewig weitermacht.
Sehr amüsant und manchmal auch auf Rømø unterwegs ist Kapitän Falck Eitner, ein Kapitän a.D., der vor allem dann mitreißt, wenn er aus Sylter Kindertagen berichtet und seinen ohnehin sehr jungshaften Charme dadurch noch weiter ausbaut, oder so in Begeisterung über seine Insel und sein Thema gerät, dass er mal wieder viel länger unterwegs ist, als eigentlich gedacht.
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